Ein prominenter Wahl-Tschiertscher: «Ländlerkönig» Peter Zinsli (1934-2011)
Peter Zinsli war in den neunziger Jahren oft an Tourismusmessen anzutreffen, im blauen Sennenkutteli zuweilen auch mit dem Schwyzerörgeli. Mit grossem Einsatz und mit Leidenschaft warb er als Präsident des Verkehrsvereins für seine Wahlheimat Tschiertschen. Alles, was er tat, sei es beruflich oder bei seinem professionellen Hobby, der Ländlermusik, geschah mit Überzeugung und Gewissenhaftigkeit, ja mit Perfektionismus.
Kein Volksmusiker hat jemals so viel Aufmerksamkeit bei den nationalen Medien der Schweiz genossen. Seine Auftritte in Sendungen des Fernsehens machten ihn zu einem Medienstar der schweizerischen Unterhaltungsmusik. So erhielt er im Jahr 1996 den Prix Walo, die begehrteste Auszeichnung in der Schweizer Unterhaltungs-Branche, und im Jahr 2000 einen Anerkennungspreis des Kantons Graubünden. Peter Zinsli war nie Berufsmusiker, aber seine professionelle, seriöse Einstellung stellte ihn in die Reihe der grossen Volksmusikanten der Schweiz.
Geboren und aufgewachsen in Chur, besuchte er dort die Schule. In der Churer Knabenmusik erlernte er in seiner Schulzeit das Spiel auf dem Flügelhorn. Eine Lehrstelle als Schriftsetzer fand er in Thusis bei der Druckerei Roth. Auch in Thusis wirkte er als Trompeter in der Blasmusik mit. An der Churer Handharmonikaschule Strebel erwarb er nebenbei auch die Grundlagen des Handharmonikaspiels, ohne zu ahnen, was für Folgen diese Ausbildung noch haben würde. Die Rekrutenschule durfte der leidenschaftliche Blasmusiker bei der Musik absolvieren, und nach der Lehre spielte er in Zürich in der Stadtmusik; als Schriftsetzer hatte er dort eine Stelle gefunden.
1956 kehrte er nach Chur zurück, arbeitete in verschiedenen Druckereien und bildete sich zum Maschinensetzer weiter. 1964 wechselte Peter Zinsli den Beruf: Bei der Hypothekarabteilung der Graubündner Kantonalbank fand er seine Lebensstelle: Dreissig Jahre lang arbeitete er am Hauptsitz in Chur. Auch bei der Kantonalbank fand er eine musikalische Aufgabe: Er leitete während mehrerer Jahre die Blasmusik der GKB. Während seiner sechs letzten Berufsjahre vor der Pensionierung im Jahr 2000 führte er in Tschiertschen im alten Schulhaus die örtliche Agentur seines Arbeitgebers. Er wurde vom Stammgast mit Ferienhaus auf Runcaspinas – die «Zinsli-Kurve» erinnert an ihn – zum Einwohner und baute bald unter dem Büel ein Wohnhaus.
Unverhofft war er zur Ländlermusik gekommen, die zu seinem eigentlichen Metier wurde: Am 15. Juli 1957 traf er den Ländlermusiker Peter Conrad, als dieser gerade nach Saas zu einem Auftritt abreiste. Conrad motivierte ihn zum Kauf eines Schwyzerörgelis. Bereits zwei Wochen später begleitete er bei der legendären Wirtin Irmi Renz im damaligen Restaurant Planaterra den Schwyzerörgeler Walti Hassler. Dies war schon fast die Geburtsstunde der „Gotschnabuaba“ (Zinsli / Conrad), der ersten zinslischen Formation (bis 1959).
Im April 1959 wurde Zinslis Standardformation gegründet: Im Restaurant Rhätische Bahn in Chur traten zum ersten Mal die «Churer Ländlerfründa» mit dem Klarinettisten Arno Caflisch auf. Etwas später stiess Bassist Sepp Simonelli zur Kapelle (Zinsli, Hassler, Caflisch, Simonelli). Schon 1961 folgte die erste Schallplatte bei Decca mit dem prominenten Musiker Luzi Bergamin an der zweiten Klarinette. Das bedeutete schon den Durchbruch: Es folgten rasch Auftritte im Unterland und weitere Plattenaufnahmen.
Im Oktober 1963 trat Peter Zinsli erstmals in Wysel Gyrs Fernseh-Sendung «Für Stadt und Land» auf. Nun folgten zahlreiche weitere Sendungen am Fernsehen und zahllose Engagements. Von Ende der sechziger Jahre an gab es zwei Zinsli-Formationen: die «Original»-Churer und eine Zürcher Formation. In beiden spielten beste Musiker mit und Peter Zinsli musste sich um Auftritte nicht kümmern. Es folgten Reisen ins Ausland, 1968 an die Weltausstellung in Montreal, anschliessend am 1. August nach New York, wo Schweizer Folkloregruppen vom Schweizerverein eingeladen waren (sein schönster erster August, wie er versicherte). Weitere Engagements führten auf Kreuzfahrten nach Nordafrika und in zahlreiche Länder Europas.
Nach 1997 machte Zinsli fast nur noch allein Musik auf dem Schwyzerörgeli. Mit einer Ausnahme, der Skischul-Abend Musik Tschiertschen mit Werni Walser (Kl.) und Hans Briner (b). Sporadisch dabei war auch der inzwischen verstorbene Hampa Engi (b).
Seine Musik
„Ein schlechter Klarinettist und ein guter Örgeler ergeben eine gute Musik, ein guter Klarinettist und ein schlechter Örgeler ergeben eine schlechte Musik“ (Josias Jenny zu Peter Zinsli)
Massstab für Peter Zinsli war die «straffe» Schwyzerörgeli-Begleitung nach dem Vorbild von Josias Jenny. Die akzentuierte Rhythmik, die Lebhaftigkeit, der Variantenreichtum beim Stegreifspiel und vor allem das sensible Eingehen auf die Melodieführung der Klarinette ergeben den «Zwick» der Jenny-Zinsli-Musik. Ein guter Örgeler beherrscht das Stegreifspiel nach dem Gehör. Mit Josias Jenny hat sich Peter blind verstanden; mit keinem Kollegen erreichte er eine so perfekte Harmonie im Zusammenspiel. Seine brillanten und äusserst fernsehgerechten Auftritte in den Medien – er war ein Showtalent – machten ihn bis in die welsche Schweiz hinein zu einer nationalen Figur. Er hatte den Ehrgeiz, seine Musik stets in höchster Qualität zu pflegen und genoss als prominenter Volksmusiker die Popularität; die öffentliche Wahrnehmung in den Medien war ihm wichtig, sie erhoben ihn zum nationalen «Ländlerkönig». Dennoch blieb Peter trotz seiner Erfolge stets bescheiden und hatte nie Starallüren. Besonders freute es ihn, als eine gehaltvolle Biographie über ihn im Buchhandel erschien.
Peter Zinsli hat Tschiertschen viel gegeben
Rund 30 Jahre lang verbrachten Peter Zinsli und seine Frau Luzia in Tschiertschen ihre Ferien. 1996 nahmen sie Wohnsitz am Ort in ihrem neuen Haus in Stens. Den Verkehrsverein Tschiertschen präsidierte er von 1994 bis 1999, danach blieb er noch Mitglied im Vorstand bis 2002. Zinslis Name, seine Bekanntheit und sein grosses Engagement brachten Tschiertschen viel Publizität und er blieb noch lange ein Tschiertscher Markenzeichen.
Unter seiner Ägide fand 1997 das Hundertjahr-Jubiläum des Verkehrsvereins in Form einer würdigen Feier statt. Mit seiner direkten, offenen und unkomplizierten Art kam er gut an, auch wenn er damit manchmal anecken konnte. Und sein besonderes Verdienst: Peter war mit Weitblick ganz besonders bemüht, alle Vereine und Initiativen in Tschiertschen zum Wohl des Ortes zusammenzubringen und auf das gemeinsame Ziel zu verpflichten, den Gesamtinteressen seiner Wahlheimat zu dienen. Mit grossem Wohlwollen begegnete er unserem Verein Pro Tschiertschen. Dieser ehrte ihn und seine grossen Kollegen aus der Schanfigger Ländlerszene Luzi Brüesch, Araschgen, und Christian Jenny, Arosa, mit der überaus erfolgreichen Ausstellung Brüesch-Jenny-Zinsli. Ländlerkönige aus dem Schanfigg in Tschiertschen und Arosa 2005/2006.
Ein prominenter Wahl-Tschiertscher: «Ländlerkönig» Peter Zinsli (1934-2011)
Peter Zinsli war in den neunziger Jahren oft an Tourismusmessen anzutreffen, im blauen Sennenkutteli zuweilen auch mit dem Schwyzerörgeli. Mit grossem Einsatz und mit Leidenschaft warb er als Präsident des Verkehrsvereins für seine Wahlheimat Tschiertschen. Alles, was er tat, sei es beruflich oder bei seinem professionellen Hobby, der Ländlermusik, geschah mit Überzeugung und Gewissenhaftigkeit, ja mit Perfektionismus.
Kein Volksmusiker hat jemals so viel Aufmerksamkeit bei den nationalen Medien der Schweiz genossen. Seine Auftritte in Sendungen des Fernsehens machten ihn zu einem Medienstar der schweizerischen Unterhaltungsmusik. So erhielt er im Jahr 1996 den Prix Walo, die begehrteste Auszeichnung in der Schweizer Unterhaltungs-Branche, und im Jahr 2000 einen Anerkennungspreis des Kantons Graubünden. Peter Zinsli war nie Berufsmusiker, aber seine professionelle, seriöse Einstellung stellte ihn in die Reihe der grossen Volksmusikanten der Schweiz.
Geboren und aufgewachsen in Chur, besuchte er dort die Schule. In der Churer Knabenmusik erlernte er in seiner Schulzeit das Spiel auf dem Flügelhorn. Eine Lehrstelle als Schriftsetzer fand er in Thusis bei der Druckerei Roth. Auch in Thusis wirkte er als Trompeter in der Blasmusik mit. An der Churer Handharmonikaschule Strebel erwarb er nebenbei auch die Grundlagen des Handharmonikaspiels, ohne zu ahnen, was für Folgen diese Ausbildung noch haben würde. Die Rekrutenschule durfte der leidenschaftliche Blasmusiker bei der Musik absolvieren, und nach der Lehre spielte er in Zürich in der Stadtmusik; als Schriftsetzer hatte er dort eine Stelle gefunden.
1956 kehrte er nach Chur zurück, arbeitete in verschiedenen Druckereien und bildete sich zum Maschinensetzer weiter. 1964 wechselte Peter Zinsli den Beruf: Bei der Hypothekarabteilung der Graubündner Kantonalbank fand er seine Lebensstelle: Dreissig Jahre lang arbeitete er am Hauptsitz in Chur. Auch bei der Kantonalbank fand er eine musikalische Aufgabe: Er leitete während mehrerer Jahre die Blasmusik der GKB. Während seiner sechs letzten Berufsjahre vor der Pensionierung im Jahr 2000 führte er in Tschiertschen im alten Schulhaus die örtliche Agentur seines Arbeitgebers. Er wurde vom Stammgast mit Ferienhaus auf Runcaspinas – die «Zinsli-Kurve» erinnert an ihn – zum Einwohner und baute bald unter dem Büel ein Wohnhaus.
Unverhofft war er zur Ländlermusik gekommen, die zu seinem eigentlichen Metier wurde: Am 15. Juli 1957 traf er den Ländlermusiker Peter Conrad, als dieser gerade nach Saas zu einem Auftritt abreiste. Conrad motivierte ihn zum Kauf eines Schwyzerörgelis. Bereits zwei Wochen später begleitete er bei der legendären Wirtin Irmi Renz im damaligen Restaurant Planaterra den Schwyzerörgeler Walti Hassler. Dies war schon fast die Geburtsstunde der „Gotschnabuaba“ (Zinsli / Conrad), der ersten zinslischen Formation (bis 1959).
Im April 1959 wurde Zinslis Standardformation gegründet: Im Restaurant Rhätische Bahn in Chur traten zum ersten Mal die «Churer Ländlerfründa» mit dem Klarinettisten Arno Caflisch auf. Etwas später stiess Bassist Sepp Simonelli zur Kapelle (Zinsli, Hassler, Caflisch, Simonelli). Schon 1961 folgte die erste Schallplatte bei Decca mit dem prominenten Musiker Luzi Bergamin an der zweiten Klarinette. Das bedeutete schon den Durchbruch: Es folgten rasch Auftritte im Unterland und weitere Plattenaufnahmen.
Im Oktober 1963 trat Peter Zinsli erstmals in Wysel Gyrs Fernseh-Sendung «Für Stadt und Land» auf. Nun folgten zahlreiche weitere Sendungen am Fernsehen und zahllose Engagements. Von Ende der sechziger Jahre an gab es zwei Zinsli-Formationen: die «Original»-Churer und eine Zürcher Formation. In beiden spielten beste Musiker mit und Peter Zinsli musste sich um Auftritte nicht kümmern. Es folgten Reisen ins Ausland, 1968 an die Weltausstellung in Montreal, anschliessend am 1. August nach New York, wo Schweizer Folkloregruppen vom Schweizerverein eingeladen waren (sein schönster erster August, wie er versicherte). Weitere Engagements führten auf Kreuzfahrten nach Nordafrika und in zahlreiche Länder Europas.
Nach 1997 machte Zinsli fast nur noch allein Musik auf dem Schwyzerörgeli. Mit einer Ausnahme, der Skischul-Abend Musik Tschiertschen mit Werni Walser (Kl.) und Hans Briner (b). Sporadisch dabei war auch der inzwischen verstorbene Hampa Engi (b).
Seine Musik
„Ein schlechter Klarinettist und ein guter Örgeler ergeben eine gute Musik, ein guter Klarinettist und ein schlechter Örgeler ergeben eine schlechte Musik“
(Josias Jenny zu Peter Zinsli)
Massstab für Peter Zinsli war die «straffe» Schwyzerörgeli-Begleitung nach dem Vorbild von Josias Jenny. Die akzentuierte Rhythmik, die Lebhaftigkeit, der Variantenreichtum beim Stegreifspiel und vor allem das sensible Eingehen auf die Melodieführung der Klarinette ergeben den «Zwick» der Jenny-Zinsli-Musik. Ein guter Örgeler beherrscht das Stegreifspiel nach dem Gehör. Mit Josias Jenny hat sich Peter blind verstanden; mit keinem Kollegen erreichte er eine so perfekte Harmonie im Zusammenspiel. Seine brillanten und äusserst fernsehgerechten Auftritte in den Medien – er war ein Showtalent – machten ihn bis in die welsche Schweiz hinein zu einer nationalen Figur. Er hatte den Ehrgeiz, seine Musik stets in höchster Qualität zu pflegen und genoss als prominenter Volksmusiker die Popularität; die öffentliche Wahrnehmung in den Medien war ihm wichtig, sie erhoben ihn zum nationalen «Ländlerkönig». Dennoch blieb Peter trotz seiner Erfolge stets bescheiden und hatte nie Starallüren. Besonders freute es ihn, als eine gehaltvolle Biographie über ihn im Buchhandel erschien.
Peter Zinsli hat Tschiertschen viel gegeben
Rund 30 Jahre lang verbrachten Peter Zinsli und seine Frau Luzia in Tschiertschen ihre Ferien. 1996 nahmen sie Wohnsitz am Ort in ihrem neuen Haus in Stens. Den Verkehrsverein Tschiertschen präsidierte er von 1994 bis 1999, danach blieb er noch Mitglied im Vorstand bis 2002. Zinslis Name, seine Bekanntheit und sein grosses Engagement brachten Tschiertschen viel Publizität und er blieb noch lange ein Tschiertscher Markenzeichen.
Unter seiner Ägide fand 1997 das Hundertjahr-Jubiläum des Verkehrsvereins in Form einer würdigen Feier statt. Mit seiner direkten, offenen und unkomplizierten Art kam er gut an, auch wenn er damit manchmal anecken konnte. Und sein besonderes Verdienst: Peter war mit Weitblick ganz besonders bemüht, alle Vereine und Initiativen in Tschiertschen zum Wohl des Ortes zusammenzubringen und auf das gemeinsame Ziel zu verpflichten, den Gesamtinteressen seiner Wahlheimat zu dienen. Mit grossem Wohlwollen begegnete er unserem Verein Pro Tschiertschen. Dieser ehrte ihn und seine grossen Kollegen aus der Schanfigger Ländlerszene Luzi Brüesch, Araschgen, und Christian Jenny, Arosa, mit der überaus erfolgreichen Ausstellung Brüesch-Jenny-Zinsli. Ländlerkönige aus dem Schanfigg in Tschiertschen und Arosa 2005/2006.
Georg Jäger